Manchmal sagt einem die Wettervorhersage das eine, und dann wird alles ganz anders – wie an jenem Morgen in Cala Sardinera. Die Prognose hatte für 7 Uhr einen verstärkten Schwell vorausgesagt, aber Jakob und ich wurden schon um 4 Uhr wach, als unser Boot begann, sich in alle Richtungen zu bewegen. Die Wellen, die mit unbarmherziger Kraft in die Bucht rollten, machten es unmöglich, weiter zu schlafen. Wir mussten einfach raus – und das noch im Dunkeln. Also, um 5 Uhr morgens, unsere Mädels schliefen zum Glück noch, beschlossen wir, den Anker zu lichten.
Das war keine einfache Aufgabe. Auf allen Vieren, mit Sicherheitsweste und an der Sicherheitsleine befestigt, kämpfte ich mich nach vorne zum Ankerkasten. Jede Welle hob mich ein Stück vom Deck ab, was mir nicht nur ein paar Kratzer, sondern auch eine Woche lang ein ziemlich schmerzhaftes Knie bescherte. Aber hey, es war ja auch ein Abenteuer. (Wenn man zurückdenkt.) 😉
Als wir dann endlich um das Cap herum waren, merkten wir sofort, wie viel angenehmer Wind und Welle wurden.
Unser ursprüngliches Ziel war eigentlich Benidorm, eine Stadt, die mich auf den ersten Blick ein wenig an ein zusammengequetschtes Manhattan in einer viel zu kleinen Bucht erinnerte. Benidorm wurde vor etwa 60 Jahren speziell für den Massentourismus entwickelt – und es ist ein wahres Denkmal für Städteplanung auf Sparflamme. Hunderte Wolkenkratzer, viele von denen unter den höchsten Spaniens, recken sich in den Himmel.
Nun, zugegeben, nicht jeder findet die Kulisse schön, aber es ist faszinierend, wie dieses städtische Experiment von Städteplanern mittlerweile als Vorbild für den Massentourismus der Zukunft angesehen wird. Das Konzept ist simpel: Statt horizontal in die Landschaft zu expandieren, geht man einfach nach oben. Weniger Zubetonierung, geringerer Wasserverbrauch, kürzere Transportwege – klingt fast nach einem umweltfreundlichen Wunderland. Wir hatten geplant, einen Tag dort zu verbringen, aber entschlossen uns dann doch, die frühe Morgenstunde zu nutzen, um weiter zu segeln.
Unser nächstes Ziel war Torrevieja, die Salinenstadt. Nach über einem Monat liefen wir wieder in einen Hafen ein. Komisches und zugleich cooles Gefühl.
Mit den Kindern besuchten wir die berühmten Salzseen – insbesondere den rosafarbenen. Die einzige Möglichkeit, dorthin zu gelangen, ist eine Bimmelbahnfahrt, was unseren Mädels besonders gefallen hat. „Wie kommt das Salz aus dem Wasser?“, fragten sie mit großen Augen – eine Frage, die uns zu einem kleinen Ausflug in die Geschichte der Salzgewinnung in Torrevieja führte. Die Stadt produziert jährlich bis zu 600.000 Tonnen Salz, und es war faszinierend, die ikonischen Flamingos in den salzigen Lagunen zu beobachten.
Ein weiteres Highlight dieser Etappe war der erste Schultag von Ludowika – und wie man das auf einem Boot feiert! Zwar kann sie nicht physisch in die Schule gehen, aber das heißt nicht, dass man nicht mit einer Schultüte, einem schönen Kleid und einem unvergesslichen Tag das Ereignis würdigen kann. Es war der perfekte Moment, um stolz zu sein, und auch wir als Eltern fühlten uns unheimlich glücklich. Nach der Einschulung ging es zum Minigolfen – ein Ausflug mit unserem Buddy-Boot der den Tag noch krönte.
An den folgenden Tagen ging es ums Besorgen von Ersatzteilen für das Boot, Kiwi Grip wurde wieder auf dem Deck weiter aufgetragen, das Kabel für Starlink wurde ordentlich von draußen nach innen verlegt, wir besuchten einen riesigen Wochenmarkt und ließen mit den Mädels unsere Drachensteigen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele tolle Dinge sich ganz spontan ergeben können, egal wo wir an Land gehen. Auch das Beobachten von wilden Katzen entlang des Wellenbrechers und der vielen lokalen Angler war superspannend für uns alle.
Nach knapp einer Woche machten wir uns auf den Weg in die Bucht von La Azohia, wo wir zu einem fantastischen Fischessen eingeladen wurden. Unser Buddy-Boot hatte bei ihrer Angelpartie mehr Erfolg als wir – die Krönung eines gelungenen Segeltages.
Ein weiteres Abenteuer war eine Nachtfahrt und das, weil unsere Mädels schon seit langem davon träumten, wieder bei Nacht zu segeln. Der Mond erleuchtete uns den gesamten Weg und machte die Nachtfahrt zu einem magischen Erlebnis. Da die Bucht von San José nicht so ruhig war wie erwartet (und die Wellen waren ein bisschen stärker), segelten wir einfach weiter bis La Fabriquilla. Kein Hotspot der Touristen, aber ein kleiner, feiner Strand, an dem sich Ludowika und Dorothea mit ihrer Sammelleidenschaft für Muscheln austoben konnten. Es schien fast, als wären wir die einzigen, die hier Muscheln suchten und so waren unsere Taschen bald voll. 😊 Vielleicht schaffen es ja einpaar nach Vorarlberg a tež do Łužicy. 😉