Kaum, dass es annähernd hell wurde, starteten wir unsere Überfahrt von Ibiza zum spanischen Festland. Während Ludowika und Dorothea noch im Land der Träume schwebten, waren wir bereit, die Segel zu setzen, um wieder in die Nähe des Festlands zu segeln.
Wir waren nicht allein auf dem Wasser – ein schwedisches Pärchen, das neben uns ankerte, nahm ebenfalls Kurs in die gleiche Richtung (wir werden sie noch mehrmals treffen in den kommenden Wochen entlang des spanischen Festlands). Während wir das Großsegel mit eigener Kraft hochzogen, überholten sie uns mit Leichtigkeit. Mit ihren elektrischen Winschen geht alles viel schneller und mit einer enormen Leichtigkeit. 😉

Der Tag wurde dann zu einem unvergesslichen Erlebnis, als gleich zweimal eine Gruppe Delphine unseren Kurs kreuzte. Besonders der zweite Besuch war absolut atemberaubend. Eine riesige Schule mit etwa 30 bis 40 Delphinen schwamm mit uns mit. Ihre akrobatischen Sprünge und das Spiel im Wasser an unserem Bug waren so faszinierend, dass wir für einen Moment sprachlos waren. Adrenalin durchströmte uns, während wir versuchten, diese magischen Momente festzuhalten. Es fehlen uns heute noch die Worte dieses Erlebnis und die Gefühle zu beschreiben. Das kann nur life erlebt werden.

Trotz unserer angestrengten Bemühungen, die Angel war die ganze Überfahrt im Wasser, blieb der Fang leider aus. Vielleicht hatten die Fische Angst vor den vielen „Piraten“ an Bord?  😊

Nach circa 11 Stunden auf See erreichten wir schließlich die Cala Sardinera bei Xabia, an der Costa Blanca. In den letzten zwei Stunden hatte der Wind zugenommen, sodass wir kurz vor dem Ziel die Segel reffen mussten. Das Gefühl, das Ziel erreicht zu haben, war überwältigend. Nach zwei Monaten wieder Festland.
In der Bucht nutzen wir die Ankerbojen, an denen wir uns kostenlos festmachen konnten. Ein echter Glücksgriff! Erstens, da eine gerade frei wurde und, dass unser Boot nicht länger als 12m ist (maximale Länge für solche Bojen). Glücklich und zufrieden hüpften wir ins Wasser, um uns von der langen Fahrt zu erfrischen. Doch das Vergnügen war nur von kurzer Dauer. Ein paar Quallen hatten sich im Wasser breitgemacht, und mit denen wollten wir wahrlich nicht erneut in Berührung kommen! Dafür gönnten wir uns alle einen Cocktail vom super coolen Cocktailboot. 🙂

Am nächsten Morgen kam eine großartige Überraschung per WhatsApp angeflogen. Eine Bekannte, die ich während einer Blauwasserschulung in Düsseldorf kennengelernt hatte, lag mit ihrer Familie in der gleichen Bucht vor Anker wie wir! Sie waren am Vortag von Formentera gesegelt und hatten uns auf ihrem AIS gesichtet. Die Freude war riesig! Ein Treffen am nächsten Abend auf ihrem Boot – unserem Traumsegelboot – musste einfach sein. Die Kinder verstanden sich auf Anhieb und wir Eltern natürlich auch; und so kamen wir zu unserem ersten „Buddyboat“ mit dem wir noch länger gemeinsam segelten. 😊

In der Bucht machten wir eine großartige Wanderung zum Cap de Martí. Unsere Mädels erklommen den Weg mit einer Leichtigkeit, die uns zutiefst erfreute. Der Pfad war gesäumt von wildem Rosmarin, und die Ausblicke waren einfach fantastisch. Um sicherzustellen, dass wir genug für einen Salat hatten, pflückten die Mädels den ganzen Rückweg über fleißig Rosmarin.


Die Cala Sardinera ist eine kleine Bucht an den Nordhängen von Cap Prim oder Sant Martí. Der Zugang zu dieser Bucht ist nicht direkt, das heißt, der einzige Weg dorthin ist zu Fuß, vom Mirador de la Cruz del Portitxol oder auf dem Seeweg. Letzteres nutzen die meisten Einheimischen, vor allem an Wochenenden. Dann ist es übervoll. Die Bojen sind ab 7:30Uhr begehrt wie bei uns frische Brötchen an einem gemütlichen Samstagmorgen. 😉 Sobald alle belegt sind, wird überall geankert, wo noch Platz ist. Das ist wiederum ein Grund warum hier täglich die Umweltschutzbehörde ihre Runden dreht und Busgelder verteilt, damit das Wachstum von Posidonia (Neptungras) geschützt wird und nicht noch mehr geschädigt und durch die Anker „abgemäht“ wird.
Uns wurde hier abermals ein Buchtenkino geboten vom Feinsten. Streitigkeiten mit dem Umweltschutz, mehrere Stand Up Paddler mit Hunden drauf, ein untergehender/sinkender Jetski, ein „fahrendes Auto“ im Wasser, und sogar Superman der übers Wasser flog.

Wir besuchten die nahegelegene Stadt Xabia, als gerade das Patronatsfest stattfand. Das Erlebnis war schön und einzigartig, aber auch laut. Zu laut, selbst für meine Ohren! Während wir gemütlich Tapas zu Mittag aßen, was die Mädels lieben, begann ein beeindruckendes Feuerwerk. Es war nicht bunt und schön, sondern einfach nur ein ohrenbetäubendes Geknalle, welches sogar die Hunde am Nachbartisch zum Verstecken unter dem Tisch brachte. Unsere Mädels hatten auch ein wenig Angst vor diesem Lärm.
Wir gingen zwei Straßen weiter, um das Spektakel besser zu sehen. Tausende von Böllern hingen auf beiden Straßenseiten zwischen den Straßenlaternen und Palmen und wurden von Feuerwehr und Pyrotechnikern kontrolliert angezündet. Der Lärm war so intensiv, dass wir uns die Ohren zuhalten mussten. Am Ende jubelten alle, aber ich fragte mich, was daran so toll und schön war. Dennoch, Tradition ist Tradition, und dieses „Feuerwerk“ fand täglich eine Woche lang statt.
Absolut schön war hingegen die beeindruckende Tracht, die viele Menschen an diesem Sonntag trugen. Es war ein lebendiges Bild von Kultur und traditioneller Musik.

Die ersten drei Tage an Spaniens Festland hatten absolut viel zu bieten für uns. 😊