Sardinien 14.07. – 04.08.

Am Sonntag 14.07. haben wir Sardinien erreicht. Pünktlich zur verabredeten Ankunft unserer Freunde.
Oft haben wir uns gefragt, ob wir das wirklich schaffen. Vor allem mit fünfwöchigem verspätetem Start unserer Reise. Es war ein wundervolles Gefühl in Porto Pozzo auf Sardinien angekommen zu sein. Dies bedeutete für uns zugleich ab nun noch einen Schritt langsamer und gemütlicher unsere nächsten Ziele und die Reise angehen zu können.

Angefangen haben wir damit gleich auf Sardinien. Ganze drei Wochen haben wir uns hier mit zwei befreundeten Familien abwechselnd den Norden und Nordosten angeschaut und besegelt. Ein Segelgebiet welches unglaublich voll ist mit Motor- und Segelbooten. Gefühlt haben wir uns wie auf einer Autobahn für Boote. Die Straße von Bonifacio Rund um das Maddalena Archipel hatte nichts mit entspanntem Segeln zu tun. Aus jeder Himmelsrichtung fuhren an einem Boote und Yachten vorbei und kamen einem entgegen. Beobachten, konzentrieren und vorausschauendes Segeln war angesagt. Hinzu kamen noch die ganzen Fähren zwischen den Inseln. Wir mussten uns daran erst einmal gewöhnen, an dieses „hohe Verkehrsaufkommen“.  Das waren wir von Frankreich, Italien Festland und Korsika nicht gewöhnt. 😊

Zugleich war das jetzt jammern auf Hohem Niveau. Es ist absolut verständlich, dass hier so viele ihren Urlaub verbringen und vom Wasser aus dieses traumhaft wunderschöne Gebiet erkunden wollen. Sardinien, und vor allem der Nordosten der Insel rund um Olbia, den Maddalena-Archipel und die Costa Smeralda ist beliebt bei allen Seglern, Charterern, der Megayachtszene und dem Landtourismus. Grund dafür sind die vielen wundervollen Buchten mit dem karibisch strahlenden türkisen Wasser, extrem vielen Sandstrände und sicher auch die Nähe zur Südküste von Korsika welche perfekt auch für die Sportbootfahrer ist.

Erlebt und gesehen haben wir wahrhaftig viel in diesen drei Wochen.
Da wir schon am Sonntagnachmittag 14.07. in der Bucht von Porto Pozzo angekommen sind, konnten wir den Montag für einen kleinen Einkauf nutzen. Jakob hat sich davor noch unserem defekten Dinghy (Beiboot) Motor gewidmet. Er hat diesen zum Laufen gebracht. Yubiieee ….. und doch weilte die Freude nur die Hälfte der Strecke bis zum Strand. Dann ist dieser wieder verstummt und wir durften paddeln. Dieses Mal tropfte es aus dem Vergaser. Später hat Jakob festgestellt, dass die Dichtungen durch sind und erneuert werden müssen. Dieser Motor raubt uns seit Wochen die Nerven. Vielleicht ist es langsam an der Zeit uns doch einen Neuen anzuschaffen?


Am Abend gegen 21.30Uhr war es dann so weit. Zu viert paddelten wir im Dunkeln mit Stirnlampen zum Bootssteg des Hafens, um unsere ersten Gäste abzuholen. Unsere Freunde hörten wir lachen, als sie uns so sichteten. Mit so einer Abholung haben sie wahrlich nicht gerechnet. 😀 Dann ging es paddelnd mit acht Personen und vier Gepäckstücken auf unserem kleinen Dinghy bepackt zurück zu unserem Boot.
In den kommenden fünf Tagen haben wir den Norden rund um La Maddalena und der Straße von Bonifacio erkundet. Schon die erste Bucht (Golfo de Saline) bescherte den Kindern eine großartige Überraschung. Der Wind wehte uns vom Strand einen großen bunten Schwimmring zu. Da unser Dinghy Motor immer noch nicht funktionierte konnten wir diesen „leider“ nicht zurückbringen. 😉
Im Hafen von La Maddalena wurde am nächsten Tag unser 500L Wassertank von uns neu befüllt und das Boot von allen vier Kindern geputzt und vom Salz befreit. Das war eine riesen Gaude für alle, vor allem, da auch wir Eltern von oben bis unten nass gespritzt wurden.
Wir zwei Mütter wurden später noch zum Großeinkauf geschickt und kehrten mit einem vollbepackten Einkaufswagen zum Steg zurück. Da wir nicht alles tragen konnten, was im Einkaufswagen gelandet ist, haben wir uns kurzum entschieden samt Wagen zum Boot zulaufen. 😀 Später haben wir mitbekommen, dass wir nicht die einzigen sind, die den Einkauf auf diese Weise zum Boot befördern. 😊
Die Stadt mit ihren engen Gassen, Treppen, südländisch – pastellfarbenen Architektur strahlt eine absolut gemütliche Stimmung aus. Bei mir hat es die ganze Zeit ein entspanntes Lächeln ins Gesicht gemalt und eine innerliche Ausgeglichenheit und Zufriedenheit hervorgerufen.

Da die kleinen Buchten in der Hochsaison rund ums Maddalena Archipel täglich überfüllt sind mit Booten, haben wir uns oft für die etwas größeren Buchten entschieden. Da hatten wir genügend Platz für eine entspannte Ankernacht ohne einem am Bug oder Heck klebenden Nachbar. Zugleich waren hier die Strände nicht überfüllt. Auf Ankersalat, und das ständige Aufpassen auf die rücksichtslosen kleinen Miet-Motorboote hatten wir keine Lust.
Ob im Hafen liegend oder in einer Bucht, Kino gibt es JEDEN Tag und Abend. Damit sind nicht nur der Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, der Mond in der Nacht oder der Sternenhimmel gemeint. Auch die Charterboote und das Kommen und Gehen auf den Luxus- und Megayachten lässt uns immer wieder den Fernstecher hervorziehen. Hafenmanöver anderer sind oft spannender als ein Film. Zu sehen welche Ausstattung andere Langzeitsegler auf ihren Booten haben und auch Segler aus anderen Ländern und Kontinenten kennen zu lernen macht den Aufenthalt im Hafen und in den Buchten unglaublich interessant. 😊
Nach fünf Tagen hieß es dann am frühen Morgen in Porto Pozzo : “Ciao, famiglia da Rosa Lenz“ 😉 (kleiner Insider) und unsere vier Reisebegleiter wurden paddelnd wieder an Land gebracht.


Danach ging es für uns in den Hafen von La Maddalena und es hieß für uns anlegen zwischen zwei Booten wo die Lücke gerade mal so groß war wie unsere „Popucu“ selber. Zusätzlich noch 15-20 Knoten Wind von hinten…und Jakob hat es ohne Probleme super seriös gemeistert. <3  
Hier hieß es dann am Nachmittag „Benvenuto“ an unsere neuen vier Gäste und befreundete Familie.
Der erste Punkt der Agenda war: Proviantieren. Diesmal wurden die zwei Väter zum Großeinkauf geschickt. Zum Boot zurück kamen sie mit zwei vollbepackten Einkaufswägen. (für 8 Personen und fünf volle Tage sollte es reichen) 😉 Da unsere Freundin halb Sardin ist kamen wir in den Genuss auch typisch Sardische Spezialitäten und Essgewohnheiten kennenzulernen. Darauf hat ihr Mann beim Einkauf geachtet und das war natürlich perfekt für uns. Wie auch sonst, wenn nicht übers Essen (und lokale Getränke – „Mirto“) lernt man die Kultur und Gewohnheiten andere Länder kennen. 😉
Zugleich hatten wir, dank der Empfehlung ihres Cousins, auch das Glück ein sehr gutes Restaurant auf dieser Insel besuchen zu können wo wir typisch sardisches Spanferkel serviert bekamen. Das war sehr schmackhaft und viiiiel. 😀 Ludowika konnte wiederum nicht widerstehen und hat sich Nudeln mit ihren heißgeliebten Muscheln bestellt. 😛

Am nächsten Tag starteten wir unsere Reise in Richtung Olbia entlang der Nord-Ost Küste von Sardinien. Unter anderem war auch der Mistral einer der Gründe, warum wir dem Norden entflohen sind. Die Bucht „Golfo de Saline“ (bunter Schwimmring) war unser nächster Stopp und diese scheint unsere Kinder verwöhnen zu wollen. Ihr werdet es nicht glauben und doch kam auch dieses Mal ein Schwimmring uns entgegen geflogen während wir im Wasser waren. Ein rosa Flamingo mit Glitzer!!! Ludowikas und Dorotheas Augen haben geglänzt vor Freude. Und uuuppps… unser Dinghy-Motor war leider immer noch defekt und der Wind zu stark um paddelnd entspannt an Land zugehen. 😉 So kommt man auch zu seinem „Wasser-Fuhrpark“. 😀
In der Nacht drehte der Wind und ging bis auf 29 Knoten hoch (Ausläufer vom Mistral). Der Anker wurde daraufhin umgedreht und musste neu greifen. Daraufhin ging um 00:30Uhr der Ankeralarm los. Kurz danach hat er sich selbst wieder neu eingegraben und hielt. Auch so etwas gehört ab und an zum normalen Ankertag dazu.

Den Mistral haben wir auch am nächsten Tag noch leicht gespürt. Wir starteten von Anfang an defensiv mit dem dritten Reff. Abbekommen haben wir noch Windspitzen bis 25Kn und da wir auch im dritten Reff super voran kamen haben wir uns für einen 3 Stündigen Segeltag und die Bucht von Capriccioli entschieden. Hier befand sich auch ein großes Bojenfeld für Luxusyachten. Circa eine Stunde nach dem wir ankerten kamen Marineros zu uns gefahren und wiesen uns freundlich darauf hin, dass wir mitten im Bojenfeld liegen und bitte umankern sollen. Gesagt, getan. Sie kamen noch ein zweites und drittes Mal. Fazit nach der zweiten Umplatzierung war: wir haben NICHT ein drittes Mal umgeankert, sondern haben unser AIS ausgeschaltet und hatten somit unsere Ruhe! 😀  (mit dem Senden von AIS kann unsere genaue Position lokalisiert werden)

Die nächste Bucht (Porto Istana), etwas südlich von Olbia, war nicht weniger spannend. Am Abend gesellte sich ein Katamaran als sehr naher Nachbarn vor uns. Spät abends drehte der Wind und der Katamaran lag nun hinter uns. Unsere Kette hat sich mit zunehmenden Wind gegen 23Uhr gestreckt, was normal ist. Gefühlt waren wir nun jedoch nur noch 5 Meter von unserem Nachbarn entfernt. In diesem Moment haben wir uns definitiv nicht mehr wohlgefühlt und entschieden daher nochmal umzuankern. Das war eine Aktion, welche wir so noch nie hatten. Ankern im Dunkeln, ohne den Boden richtig zu erkennen und ohne zu sehen, ob Gestein oder Untiefen das Ankern erschweren könnten. Zum Glück hatten wir am Nachmittag die halbe Bucht schon abgeschnorchelt und kannten den Untergrund am neu gewählten Platz schon etwas. Die vier Kinder an Bord haben geschlafen und nichts davon mitbekommen und für uns vier Erwachsene war es ein aufregendes Erlebnis. Westen an, Decklicht vorne am Boot einschalten, damit annähernd etwas gesehen wird, Anker hoch und los ging es. Am Ende war es eine Sache von 15 Minuten. Der Anker war neu gesetzt, hielt und wir hatten eine sichere Entfernung zu unseren Nachbarn. Am nächsten Morgen hat die Skipperin vom Nachbar-Schiff sich bei uns bedankt, dass wir umgeankert haben, da ihr bewusst war, dass sie sich etwas zu nah zu uns positioniert haben. Immerhin eine nette und ehrliche Geste. 😊

Olbia ist eine kleine Hafen-Stadt geprägt von vielen kleinen und verwinkelten Gassen. Wir schlenderten gemütlich durch die Straßen und ließen uns kulinarisch nochmal so richtig Italienisch gut gehen. Vom Kaffee, über Eis bis hin zur Pizza. Die Kinder erfreuten sich noch am Karussell und Jakob am neuen Dinghy Motor. Ja, wir haben uns für einen funktionierenden, neuen Motor entschieden. So können wir nun entspannt unsere Reise in vollen Zügen genießen und auch ohne paddeln an Land gelangen. 😀

In der Bucht von Aranci verbrachten wir noch den letzten gemeinsamen Tag mit unseren Freunden, bevor sie am Abend wieder abreisen mussten. Gekrönt wurde dieser Tag mit dem Auftauchen von mehreren Delfinen. Wir waren erstaunt wie tief in die Bucht diese wundervollen Tiere hineinkommen. Einer schwamm sogar 3m neben unserem Boot vorbei. Was für ein Erlebnis für Dorothea und mich. Die anderen haben es leider nicht gesehen.

Die darauffolgenden sechs Tage sind wir vier herrlich entspannt den Weg in Richtung Norden bis nach Porto Torres gesegelt. Wir haben es genossen einen kleinen Ankerplatz nur für uns zu haben, am Morgen an einem einsamen Strand zu Frühstücken oder auch mal zwei Tage in der gleichen Bucht zu verweilen.

Dann kam auch die Zeit sich von Sardinien langsam zu verabschieden und nach Menorca überzusetzen. Dafür bekamen wir am 01.08. Verstärkung von Jakobs Wasserball Freund Pauli und dessen Vater Christian. In Porto Torres wurde proviantiert, der Strand noch einen Tag genossen und Jakob bekam seine ersehnte hochseetaugliche Angelausrüstung.
Am nächsten Tag segelten wir zur Isola Piana von wo aus wir unsere 48-stündige Überfahrt starteten. Da wir noch auf das richtige Wetterfenster warten wollten wurde bis dahin noch hier und da ein paar Sachen erledigt. Der Wasser- und Diesel-Tank in Stintino gefüllt, die Isola Piana mit ihren Wilden-Kaninchen erkundet, das Buchten-Leben genossen und auch das ein oder andere noch repariert und verbessert.