Unsere letzte Nachtfahrt hatte es wieder in sich. 20 Stunden von Lanzarote nach Gran Canaria – und erneut mussten wir ohne Autopilot steuern. Es ist fast, als wäre das schon Tradition! Diesmal haben wir es mit Humor genommen und die Nacht entspannt angegangen. Vier Personen, vier Schichten – klingt machbar, oder? Tatsächlich war es eine recht kurze und ruhige Fahrt, aber die Erkenntnis bleibt: Autopilot ist eben doch ein Luxus. 😋
Ein Highlight der Fahrt hätte der Fang eines Mahi Mahi (auch bekannt als Goldmakrele) werden können. Die Angel sirrte, das Adrenalin stieg, und wir sahen den Fisch glitzern. Der Käscher war schon im Wasser, der Triumph so nah. Doch im letzten Moment sprang der Fisch ab. Jakobs enttäuschter Schrei hätte glatt als Filmszene durchgehen können. Wir konnten es ihm nicht verübeln. 😁
Gran Canaria empfing uns dann mit Sonnenschein, Sand und Surfern. Die Mädels haben ihre Sandburgen-Karriere vorerst an den Nagel gehängt. Seit unserem Besuch auf dem Vulkan auf Lanzarote sind sie nun professionelle Sandvulkan-Baumeisterinnen. Ihre kraterähnlichen Kunstwerke wurden mit Hingabe und viel Fantasie erschaffen. Die Kulisse aus Sand, Meer und Palmen ließ uns fast vergessen, dass Advent war. Weihnachten in T-Shirt und Flip-Flops ist einfach surreal.
Ein echtes Highlight war die Sand-Krippe in Las Palmas. Kunstvoll gestaltet, mit beeindruckenden Details, bot sie eine wunderschöne maritime Version der klassischen Weihnachtsgeschichte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, mitten im warmen Sand zu stehen und an Advent und Weihnachten zu denken. Aber genau das macht unsere Reise so besonders.
Manchmal bringt das Leben plötzliche Wendungen mit sich. Jakob musste kurzfristig für zwei Tage nach Dornbirn fliegen. Zur gleichen Zeit erlebten wir einen eher unerfreulichen Moment: Wir wurden aufgefordert, unseren Ankerplatz zu verlassen. Angeblich lagen wir zu tief in der Fahrrinne der Kreuzfahrtschiffe. Tja, Platz ist wohl selbst auf dem Wasser knapp.
Zugleich gab es auch schöne Begegnungen: Unsere französischen Freunde von der Aquilon kamen am Mittwoch an, und am Donnerstag gab es Crepes bei ihnen an Bord. Ein richtig gemütlicher Abend mit viel Lachen und guten Gesprächen. Aquilon, auch mit zwei Kindern in Richtung Karibik unterwegs, begleitet uns seitdem auf unserer Reise. <3
Ein weiteres Ereignis, das uns beeindruckte, war die bevorstehende ARC (Atlantic Rally for Cruisers). Mit Musik, Fahnen und ausgelassener Stimmung feierte die Flotte im Hafen von Las Palmas den baldigen Start der Atlantiküberquerung. Ein buntes Spektakel, das uns daran erinnerte, wie viele verschiedene Menschen und Geschichten sich auf den Weltmeeren begegnen.
Hier in Las Palmas verabschiedeten wir auch unsere sehr liebgewonnen Crewmitglieder Johann und Leif.
Eigentlich sollte es am Freitag ein ganz entspannter Start in den Süden der Insel werden. Die Sonne schien, die Laune war gut, und wir waren bereit, den Anker zu lichten. Doch dann: PENG! Die Sicherung flog raus, und ein Hauch von Panik lag in der Luft. Noch bevor wir die Situation ganz erfasst hatten, zog sich eine verdächtige Rauchwolke durch unsere Navigationsecke. Jakob, unser Bordtechniker und Problemlöser in Personalunion ;-), war sofort zur Stelle. Schrauben, Fluchen, Überlegen – und dann die Diagnose: Korrosion! Der Raymarine-Verteiler hatte sich in einen metallischen Gruyère verwandelt. Ein altbekanntes Problem unter Blauwasserseglern, das uns mit einem ordentlichen Schrecken auf Trab hielt. Doch zum Glück blieb es beim Schreck. Dank Jakobs handwerklichem Geschick war das Problem schnell behoben und nach einem Reparatur-Marathon konnten wir am nächsten Morgen endlich lossegeln.
Zwei Nächte ankerten wir in der ruhigen Bucht von Pasito Blanco, bevor wir in Puerto Rico, unserem letzten Hafen in Europa, festmachten. Hier war die Mission klar: Vorbereitungen für die Atlantiküberquerung. Doch das war nicht alles – die Insel wollte erkundet werden!
Gleich gegenüber lag eine Vorarlberger Seglerfamilie mit ihrer achtjährigen Tochter. Unsere Mädels waren sofort Feuer und Flamme, und binnen Minuten entstand eine innige Freundschaft. Gefühlt wurde jede Schulpause miteinander verbracht und auch sonst warteten am Nachmittag Strandabenteuer, Krebsfang-Expeditionen am Steg und ausgedehnte Spielzeiten auf unseren Booten.
Ein echtes Highlight war unser Ausflug ins Aquarium von Las Palmas. Zuerst dachten wir, wir würden einfach nur ein paar Fische anschauen, aber wir wurden wirklich überrascht! Es war ein wahres Unterwasserparadies mit einer unglaublichen Vielfalt an Meeresbewohnern. Vom kleinen, neugierigen Clownfisch über majestätische Rochen bis hin zu den beeindruckenden Haien, die in riesigen Aquarien schwammen – wir konnten kaum genug bekommen. Besonders die „Glasröhre“, in der man umgeben von Haien und Barrakudas durch das Aquarium laufen konnte, sorgte für unvergessliche Momente. Die Mädels waren hin und weg und ließen sich von der Unterwasserwelt begeistern. Ein Highlight, das uns nicht nur faszinierte, sondern uns auch noch einmal mehr bewusst machte, wie lebendig und vielfältig das Meer ist, das wir gerade befahren.
Ein wahrhaft toller Tag war auch unser Ausflug ins Inselinnere. Kamelreiten stand auf dem Programm! Mit viel Lachen und Staunen schaukelten wir durch die karge Landschaft. Danach gab es einen Abstecher zur Aloe Vera Farm, wo wir nicht nur die heilenden Kräfte der Pflanze bestaunten, sondern auch allerlei Mitbringsel fanden. Den krönenden Abschluss bildete ein Abend auf einer idyllischen Bio-Finca. Zwischen Live-Musik, einem kleinen Adventsmarkt und köstlichem Essen fühlten wir uns beinahe wie in einer anderen Welt. Es war traumhaft!
Doch für unsere Mädels gab es einen unangefochtenen Höhepunkt: den Wasserrutschenpark! Schon beim Betreten glänzten die Augen. Ob steile Rutschen oder gemächliche Wasserbahnen. Die Begeisterung kannte keine Grenzen. Kreischen, Lachen und das ständige „Hišće raz! (Nochmal!)“ begleiteten uns den ganzen Tag. Am Ende waren wir klatschnass, körperlich erledigt, aber rundum glücklich.
Und dann war da noch die Sache mit der neuen Crew. In den Tagen vor der Überquerung stießen Marco, der erfahrene österreichische Hochsee-Segellehrer, Robin – ein technisch hochbegabter Berliner Segler und Gerry, ein langjähriger Freund von Jakob aus England, zu uns. Es war eine Mischung aus Vorfreude und Anspannung, die uns alle durchzog. Zusammen stimmten wir die letzten Details ab, reparierten hier und da, proviantierten und sorgten dafür, dass alles an Bord in Ordnung war. Das Gefühl, sich auf eine Atlantiküberquerung vorzubereiten, ist gleichzeitig ein Gefühl von Nervosität und Begeisterung. Aber die Crew war perfekt. Ein schnell eingespieltes Team, das alles unter Kontrolle hatte.
Unser Nachbar, frisch vom Angeln zurück, schenkte uns einen gigantischen Mahi Mahi. Einfach so! Ein kurzer Plausch, ein Funkeln in den Augen unserer fischliebenden Dorothea – und schon lag der prachtvolle Fisch am nächsten Tag auf unserem Mittagsteller.
Der Hafen hielt noch eine letzte Überraschung bereit: Zwei riesige Rochen, begleitet von einem kleineren Artgenossen, glitten die längste Zeit elegant durch das Wasser direkt rund um unser Boot. Ein atemberaubender Moment, der uns sprachlos machte.
Am 4. Dezember hieß es dann Abschied nehmen für einen ganzen Monat. Während Jakob sich an seinem Geburtstag mit der Crew auf die Überquerung vorbereitete und seinen Geburtstag noch etwas feierte, machten wir drei Mädels uns auf den Weg nach Vorarlberg und in die Lausitz. Ein Moment, der mir und den Mädels nicht leicht fiel. Und gleichzeitig wusste ich, dass er mit dieser Crew in den besten Händen war und dass wir in Kontakt bleiben würden. In der heutigen Welt ist es viel einfacher, einen Partner über den Atlantik gehen zu lassen und so hatten wir täglich Kontakt, was den Abschied zumindest ein wenig erträglicher machte. Die Mädels hatten auch ihren eigenen Trennungsschmerz. Nicht nur vom Papa, auch der Abschied von ihrer Freundin Marie fiel ihnen schwer. Aber die Gewissheit, dass wir uns auf der anderen Seite des Atlantiks wiedersehen würden, half, und sie freuten sich jetzt schon darauf.