Bequia 18.01. – 25.01.

Eigentlich war der Plan, nach unserem Aufenthalt auf Barbados direkt weiter nach Grenada zu segeln. Aber wie das im Seglerleben eben so ist: Ein Plan ist da, um geändert zu werden. Die Wind- und Wellenverhältnisse sprachen ganz klar für eine entspanntere Route nach Bequia. So fiel kurzerhand die Entscheidung, Kurs auf diese kleine, charmante Insel der Grenadinen zu setzen.
Nachdem wir ausklariert hatten und noch den besten Fischburger der Insel zum Mittag vertilgt hatten hieß es: Leinen los. Gemeinsam mit unserem Buddyboot SV Carinya machten wir uns auf die rund 18-stündige Überfahrt. Und was für eine schöne Überfahrt das war! Konstanter, guter Wind begleitete uns, sodass wir die gesamte Strecke segeln konnten. Carinya war stets in Sichtweite. Dieses Gefühl, nicht allein unterwegs zu sein, gibt gerade bei längeren Fahrten eine wunderbare Sicherheit. Sollte etwas sein, ist da jemand. Und das zählt.

Die Nacht war ruhig. Die Mädels haben oben im Salon bestens geschlafen, während Jakob und ich uns im Drei-Stunden-Takt mit der Wache abgewechselt haben. Früh morgens, gegen 7 Uhr, tauchte endlich die Silhouette von Bequia am Horizont auf. Gemeinsam mit unseren Freunden liefen wir in die Bucht von Port Elizabeth ein. Ein Moment voller Vorfreude.

Wir wussten, dass unsere französischen Freunde, die wir zuletzt auf Gran Canaria gesehen hatten, bereits einen Tag vor uns angekommen waren. Umso größer war die Freude, als sie uns mit einem selbstgemalten Willkommensplakat überraschten. Unsere Mädels waren außer sich vor Freude und konnten es kaum erwarten, endlich wieder mit ihren Kindern zu spielen.

Bequia (sprich: Bäck-way) ist die zweitgrößte Insel der Grenadinen, gehört zu St. Vincent und den Grenadinen und ist ein kleiner, grüner Fleck im türkisblauen Ozean. Ein wahrer Seglertraum. Die Menschen hier sind herzlich, offen und stolz auf ihre maritime Tradition. Viele Familien leben seit Generationen vom Bootsbau, dem Fischfang oder arbeiten heute im Yachttourismus.
Port Elizabeth, die Hauptbucht, ist ein beliebter Ankerplatz unter Langfahrtenseglern. Die Bucht ist gesäumt von Segelbooten, kleinen Dinghys, schwimmenden Plattformen mit Bars und bunten Häusern, die sich an die Hügel schmiegen. Abends leuchtet es aus allen Cockpits, Stimmen hallen über das Wasser – ein internationales Stelldichein der Seglerfamilien. Hier trifft man sich, tauscht Geschichten aus, hilft sich, wenn etwas fehlt, oder verbringt einfach gemeinsam schöne Abende am Strand oder in einer der vielen kleinen Bars direkt am Wasser.

Die Tage auf Bequia fühlten sich fast ein bisschen magisch an. Als würde die Insel einen mit offenen Armen empfangen. Nachdem wir uns gut ausgeschlafen hatten, erkundeten wir die nähere Umgebung zu Fuß. Die Insel ist klein genug, um sie gemütlich auf eigene Faust zu entdecken, aber gleichzeitig voll von kleinen Überraschungen.

Auf unseren Spaziergängen entlang der Küste und durch die kleinen Gassen des Ortes begegneten wir anderen Seglerfamilien. Darunter neue Freunde aus England und auch alte Bekannte aus den USA, die wir auf barbados zuletzt gesehen hatten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie klein die Welt auf dem Wasser ist  und wie schnell sich vertraute Gesichter in neuen Buchten wiederfinden.

Ein ganz besonderes Erlebnis war unser Ausflug zum Firefly Estate, einem alten Anwesen auf der Atlantikseite der Insel. Schon die Fahrt dorthin war ein Abenteuer für sich: Unser Taxi war hinten offen, und wir saßen wie in einem kleinen Karibik-Jeep auf der Ladefläche – lachend, während es vorbei an Palmen, bunten Häusern und den grünen Hügeln Bequias ging.
Das Anwesen selbst war einfach atemberaubend. Ein herrlicher Blick über grüne Hügel bis hin zum offenen Meer, umgeben von Obstbäumen, Palmen und exotischen Pflanzen. Wir durften dort viele verschiedene karibische Früchte und Gewürze sehen, riechen und natürlich probieren. Golden Apples, frisch geöffnete Kokosnüsse, aromatische Gewürze wie Bay Leaves – und das absolute Highlight: frisch gepresster Zuckerrohrsaft. Seit diesem Tag ist Ludowika ein riesiger Fan davon und spricht regelmäßig davon. Für uns alle war das ein Erlebnis für die Sinne – bunt, süß, sauer, saftig. Eine Wonne!

Unsere Tage auf Bequia waren geprägt von langen Strandspaziergängen, gemütlichem Bummeln durch die kleinen Straßen und dem wunderbaren Gefühl, einfach mal nicht viel zu müssen. (Vor allem mal nichts reparieren 😂)
Ganz besonders begeistert waren die Kinder – und wir, zugegebenermaßen auch – von der Floating Bar mitten in der Bucht. Auf dem Wasser zu sitzen, den Sonnenuntergang mit Reggae Musik, Freunden und einem Rum Punch in der Hand zu genießen, während die Dinghys ringsherum schaukeln, Kinder im Wasser ihre größte Freude haben. Das ist Lebensgefühl pur. <3

Ein besonderes kleines Abenteuer erlebten wir gemeinsam mit Carinya an einem unserer Strandtage. Beim Spaziergang fiel uns ein freitreibendes Dinghy auf. Dieses war ziemlich nah an einem Riff mit großen Steinfelsen. Ohne zu zögern, sprangen Gerrit und Jakob in das Dinghy, um dieses herrenlose Boot zum nächstgelegenen Steg zu bringen. Da sie natürlich keinen Zündschlüssel dabei hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als die ganze Strecke zu rudern. Kaum hatten sie das Boot gesichert und den Steg verlassen, sahen wir ein älteres Pärchen gemütlich den Strand entlang schlendern. Offenbar völlig ahnungslos, dass ihr Dinghy kurz davor war, in die Nachbarbucht abzutreiben. Die Jungs liefen zu ihnen und erklärten die Situation. Die beiden waren völlig sprachlos und unendlich dankbar für die spontane Rettungsaktion. Wieder einmal zeigte sich, wie wichtig es ist, sein Dinghy ordentlich am Steg zu sichern. Denn ohne Dinghy – kein Zurück aufs Boot! (außer schwimmend)

Da wir schon früh entschieden hatten, die Hurrikan-Saison in Trinidad zu verbringen, war für uns klar: Die südlicheren Inseln lassen wir erst einmal aus und nehmen stattdessen Kurs Richtung Norden, um dort die Karibik weiter zu entdecken. So hieß es am 25. Januar: Anker auf, gemeinsam mit unseren französischen Freunden von der SV Aquilon nach St. Vincent.

Dieser Tag war für uns nicht irgendein Tag, sondern ein ganz besonderer – denn bei uns daheim, bei den Sorben, wird am 25. Januar traditionell die Vogelhochzeit gefeiert. Und ja – irgendwie hat es die Sroka (sorbisch für Elster) tatsächlich bis in die Karibik geschafft … oder war es doch ein bunter Papagei? 😉 Ein kleines Stück Heimat mitten im Tropenabenteuer.

Wer mehr über diese schöne Tradition erfahren möchte, kann hier einen Blick werfen:
👉 Vogelhochzeit bei den Sorben – https://sorbischerleben.de/brauche/vogelhochzeit/