Almerimar ist ein Nobelbadeort und Feriensiedlung an der Küste der Stadt El Ejido. Dieser Ort wurde bewusst aus dem Boden gestampft und es werden hier keine Kosten und Mühen gescheut für die Pflege und attraktive Gestaltung des Strandes. Es wurden Felsen abgetragen, um weitere Wohnanlagen zu schaffen. Mit kompletter Urlaubsinfrastruktur, zahlreichen Serviceleistungen, wird hier auch regelmäßig der Strand mit Sand aufgefüllt. Die Stadt El Ejido wiederum ist bekannt für ihre bedeutende Obst und Gemüseproduktion oder auch als das „Plastikmeer“. Wir sind kopfschüttelnd durch diese trockene und bizarre Landschaft gefahren. Das Meer an Plastik-Gewächshäusern ist selbst aus dem All sehr gut erkennbar. Alles ist damit zugepflastert, soweit das Auge reicht.
Dies war jedoch nicht der Grund warum wir uns von vorneherein dafür entschieden haben mehrere Tage hier zu verweilen. Unsere Reparatur Liste war lang und wurde in den Wochen und Monaten zuvor immer länger. Gefühlt wird eine Sache erledigt und zwei neue kommen hinzu. Die gute Refit-Infrastruktur in Almerimar und unsere lange Liste waren der Grund für den geplanten Stopp.
Das Segeln mag eine der schönsten Freuden der Welt sein – aber wer hat gesagt, dass das Leben auf einem Boot immer nur Sonnenschein ist? Liebe Leute, lasst euch eines gesagt sein: Wir liegen NICHT täglich mit einem Cocktail in der Hand am Strand und tun nichts außer uns die schöne Welt anschauen. Manch einer stellt sich unser aktuelles Leben so vor.
Wir genießen die gemeinsame Zeit als Familie in vollen Zügen, JA absolut! Es ist traumhaft schön und wir erleben wahrhaftig tolle Abenteuer. Zugleich braucht ein Boot ständig Aufmerksamkeit, Pflege und… Reparaturen. Und das in einem Ausmaß, das man sich als Nicht-Segler kaum vorstellen kann. Uns war das bewusst… und doch, die NERVEN und Gelassenheit, welche dafür benötigt werden, wenn mal wieder etwas kaputt geht oder nicht funktioniert… Halleluja!!!
Unser Segelboot, das wir liebevoll „Diva“ nennen könnten und nicht “Popucu“ , hat uns in den letzten Monaten das Gefühl gegeben, als würde sie uns mit jeder Welle ein bisschen mehr testen. Zugleich hat sie uns immer wieder an den Rand des Wahnsinns gebracht. Wer dachte, das Einzige, was auf einem Boot mal kaputt geht, sind die Segel, der hat den Dreh noch nicht raus. Denn es ist nicht nur der Wind, der uns zum Staunen bringt, sondern auch die Tatsache, wie oft etwas einfach mal kaputt geht.
Klar, der Spaß auf dem Wasser ist unbeschreiblich und alles, was wir erleben und sehen dürfen ist ein Privileg. Doch wenn man mitten auf dem Meer plötzlich merkt, dass der Baum einem Fast abbricht, weil er Muttern und Schrauben verliert, dann wird’s eng. Oder wenn das eine Klo ständig verstopft ist und beim zweiten der Überlauf nicht richtig funktioniert und einem drinnen, „das gut Riechende“, überläuft dann sind wir nicht „nur“ Segeln, Cocktails schlürfen und lächeln entspannt der Sonne entgegen. .
Kaum, dass wir angelegt haben an unserem Hafenplatz in Almerimar, waren wir schon in ein freundliches Gespräch mit unserer Bootsnachbarin Manon aus Brasilien verwickelt. Sie hat uns gleich erklärt wer hier gut, professionell und verlässlich arbeitet und bei wem wir lieber nicht anfragen sollten. Daher ging es auch schon eine Stunde später zu Andy, dem Rigger.
Ein kleiner Tipp, wenn ihr auf Reisen geht, nehmt immer eure Kinder überall mit! Die kleinen Engel haben die erstaunliche Fähigkeit, selbst die härtesten Handwerker, Hafenmitarbeiter und Rezeptionisten zu erweichen. Kinder bringen den Charme, den Erwachsene nur schwer zu vermitteln wissen. Sie sind wie eine Eintrittskarte in eine Welt der Hilfsbereitschaft, und ja, es stimmt, der Andy von nebenan, der uns eigentlich nicht so recht unterbringen konnte (Hochsaison), hat plötzlich Zeit, das Boot gleich am nächsten Morgen zu inspizieren. Wer hätte das gedacht? Wir definitiv nicht!
Bei einem gemütlichen Kaffee, nach dem positiven Rigg-Check, kam heraus, dass wir Andy an seine eigene Segel-Reise mit seinen Töchtern erinnert haben. Und selbst an den darauffolgenden Tagen kam er noch ab und an vorbei und hat uns hier und da bei ein paar Arbeiten geholfen und gute Ratschläge gegeben.
Die weiteren Tage waren gefüllt mit dem Abarbeiten unserer To-Do-Liste. Wir haben uns an Dinge wie das Erneuern des 22 Jahre alten Trampolins gemacht und den Kiwi-Grip weiter aufgetragen (für mehr Rutschfestigkeit auf dem Deck). Aber das war noch lange nicht alles. Ein kaputtes Küchenfenster war ein Thema, das wir schon viel zu lange vor uns herschoben. Endlich haben wir es geschafft, es zu reparieren, ein echtes Erfolgserlebnis!
Natürlich gab es auch wieder die klassischen Projekte, die man sich als Segler so vorstellt: Ein neues Fall einziehen, die Dinghy-Halterung erneuern und die Leinen verbessern. Doch dann kam das richtige „Bastelprojekt“: Der Einbau unserer neuen Sitzbank am Steuer. Klingt einfach! Aber wir mussten einen zweiten Fuß schweißen lassen. Glücklicherweise hatten wir dank unserer neu gewonnenen Bekanntschaften vor Ort schnell die Telefonnummer eines guten Schweißers. Innerhalb von vier Tagen brachte er uns den Fuß vorbei, ein wahrer Lebensretter! Natürlich war das noch nicht alles: Um die Bank richtig zu fixieren, mussten wir auch noch Löcher durch die Edelstahlplatte bohren, was nicht unbedingt eine entspannte Angelegenheit ist. Drei Bohrer, viele Nerven und viel Zeit später hatten wir es schließlich geschafft. Zum Glück kam spontan mein Cousin zu Besuch und half uns tatkräftig dabei. Ich glaube, ohne ihn hätten wir diese Herausforderung nicht so schnell gemeistert!
Aber nicht nur wir als Crew hatten unsere helfenden Hände. Eine wahre Unterstützung war auch Mike, der Besitzer des örtlichen Boots-Zubehör-Geschäfts. Was uns anfangs überraschte, war seine offene und hilfsbereite Art. Mike wollte nicht nur ein gutes Geschäft machen, sondern er war wirklich daran interessiert, uns ehrlich zu beraten und zu unterstützen. Manchmal empfahl er uns sogar, bestimmte Teile online zu bestellen, da sie dort günstiger waren. So ein Service ist selten und wir schätzten ihn umso mehr!
Doch das Beste kam zum Schluss: Mike brachte uns die Ersatzteile direkt ans Boot ohne, dass wir ihm auch nur unseren Standort nennen mussten. Er wusste genau, wo wir lagen. (Natürlich war es auch unseren fröhlichen, herumspringenden Mädels zu verdanken, die ihm jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit, auf unserem Boot auffielen.) Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr man sich in einer solchen Gemeinschaft unterstützt fühlen kann.
Ich muss zugeben, eine meiner größten Freuden im Zusammenhang mit unserer Bootsausstattung war die Lieferung unserer 3-kg-Waschmaschine. Klingt vielleicht nach einem kleinen Detail, aber glaubt mir, es hat unser Leben verändert. Endlich keine stundenlange Suche mehr nach einer Wäscherei in jeder größeren Stadt. Und ganz ehrlich, der Tretroller mit zwei riesigen Rucksäcken voller Wäsche durch die Stadt zu fahren, hat schon fast etwas von einem Hindernislauf, den man sich lieber ersparen möchte. Aber das Beste daran? Wir müssen uns nicht mehr einen ganzen Tag nur für die Wäsche opfern. Kein Warten in ungemütlichen, fremden Wäschereien, keine nervigen Münzen und niemand, der einem die Wäsche vielleicht stiehlt. Stattdessen können wir jetzt ganz entspannt vor Anker die Waschmaschine anwerfen, auch in der Karibik, wo Wäschewaschen in öffentlichen Waschsalons ziemlich teuer sein soll.
Doch zwischen all den Reparaturen und gelegentlichen Pannen gibt es einen Aspekt des Segelns, der immer wieder begeistert: die Segelgemeinschaft. In Almerimar, diesem charmanten Hafen, haben wir mehr als nur „technische“ Verbindungen gefunden. Denn, wie sich herausstellte, war es nicht nur unser Boot, das Geschichten zu erzählen hatte, sondern auch die anderen Segler.
So kamen wir, ganz zufällig, mit zwei Seglern ins Gespräch, die gerade aus der Karibik zurückgekehrt waren. Und – wer hätte das gedacht – sie hatten sogar die passenden Kraftstoffkanister für uns dabei. Ein kleines, aber feines Beispiel dafür, wie viele unvorhergesehene Freundlichkeiten einem auf einer Reise begegnen, wenn man nur offen ist und die richtigen Leute trifft. Und diese Begegnung war nur der Anfang.
Ein Jahr zuvor waren die beiden Segler ebenfalls von Port Napoleon aufgebrochen und kannten daher viele der gleichen Leute. Es dauerte nicht lange, und sie organisierten ein Treffen für alle deutschsprachigen Segler im Hafen. Von diesem Moment an kannten wir so viele Boote, dass man beim Bummeln durch die Straßen fast das Gefühl hatte, den halben Hafen schon zu kennen. Und was soll ich sagen? Die Seglergemeinschaft ist einfach einzigartig und das Gefühl, mit Gleichgesinnten zusammen zu sein, macht das Segeln noch viel schöner.
Und noch etwas, das uns immer wieder überraschend ins Gespräch brachte: Unsere österreichische Flagge. Es scheint keinen österreichischen Segler zu geben, der nicht an unserem Boot anhalten würde, um kurz mit uns zu plaudern. Was für eine Freude! Wir haben so viele nette Gespräche geführt und so viele großartige Menschen kennengelernt. Eine ganz besondere Begegnung war die mit einem wundervollen Paar aus Salzburg, das uns nicht nur viele hilfreiche Tipps für die Kanaren gab, sondern uns auch mit wertvollem „Sicherheitsequipment“ für die Überquerung versorgte.
Es ist schon verrückt, wie eine kleine Flagge dazu führen kann, dass man sich überall auf der Welt mit anderen Seglern verbunden fühlt. Und dabei ist es nicht nur der Austausch von praktischen Ratschlägen, der zählt, sondern vor allem die Freundschaft und das gemeinsame Verständnis für das Leben auf dem Wasser.
Ein Ausflug nach El Ejido stand ebenfalls auf dem Programm, und wir verbrachten einen Tag im Oasys Mini-Hollywood. Ein berühmter Westernpark mitten in der Wüste von Tabernas. Hier tauchten wir ein in den Wilden Westen. Mitreißende Live-Shows, die auf legendären Filmen des 20. Jahrhunderts basierten, nahmen uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Es gab alles: einen wilden Cancan-Tanz, eine spannende Cowboy-Show und eine exotische Vogelshow. Zusätzlich bot der Park auch ein zoologisches Reservat mit rund 800 Tieren. Es war ein Tag voller Spaß und Staunen, und wir genossen jede Minute.
Die Westernstadt, wurde nach den Vorgaben des berühmten Filmemachers Sergio Leone aufgebaut. Hier wurden Film-Klassiker wie „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“ und viele Indiana-Jones-Filme gedreht. Clint Eastwood, Sean Connery und Anthony Quinn hatten hier genauso ihren Auftritt wie zahlreiche andere Filmgrößen.
Und zwischen all diesen Reparaturen und Ausflügen gab es natürlich noch den „Alltag“. Jeden Tag Schule für Ludowika, „Kindergarten“- Aufgaben für Dorothea, es ging zu den riesigen Wellen am Strand, zu den vielen Spielplätzen rund um den Hafen oder sie verbrachten Zeit mit ihren neuen Boots-Freundinnen Nina und Vita aus Argentinien. Diese zwei Mädels, die mit ihren Eltern nur drei Boote weiter lagen, waren ebenfalls in der Welt unterwegs. Schon seit unserer Ankunft hatten sich die vier Mädels immer wieder aus der Ferne gesichtet, und es dauerte nicht lange, da war das erste gemeinsame Spielen, Radfahren und Inliner fahren auf den Wegen zwischen den Booten in vollem Gange.
Es ist faszinierend, wie schnell die Kinder in solchen Momenten Freundschaften schließen, besonders wenn man gemeinsam auf der gleichen Wellenlänge schwimmt und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit den Mädels war der Alltag nicht nur eine Reihe von Reparaturen und Herausforderungen, sondern auch eine Gelegenheit, den Hafen zu erkunden, das Leben zu genießen und neue Freundschaften zu feiern.
Der Hafen, in dem wir uns aufhielten, war genauso einzigartig wie seine Bewohner. Neben den alltäglichen Reparaturen und Abenteuern gab es auch die kleinen, magischen Momente, die diesen Ort so besonders machten. Einmal beobachteten wir vier Tage lang einen kleinen Rochen, der friedlich im Hafenbecken zwischen den Booten umher glitt. Ganz unaufgeregt war er unser ständiger Begleiter und sorgte für das gewisse Etwas im Hafenleben.
Und dann war da noch die alte Dame, die uns jeden Tag vom Balkon aus beim Arbeiten auf dem Boot beobachtete. Sie war so begeistert von unseren Mädels, dass sie es sich nicht nehmen ließ, ihnen eines Tages große Tüten voller Kekse herunterzuwerfen. Ein richtig süßer Moment, der uns daran erinnerte, wie kleine Gesten viel bewirken können.
Nicht zu vergessen das schottische Ehepaar vom Balkon nebenan, die ebenfalls die Freude unserer Kinder teilten. Ihre Begeisterung war einfach ansteckend! Vom Balkon aus wurden unsere Kinderlieder mitgesungen oder fröhlich mitgepfiffen, und das Lachen der Mädels hallte immer wieder über den Hafen. Als kleines Dankeschön für die fröhliche Atmosphäre, die wir mit unseren Kindern verbreiteten, bekamen Ludowika und Dorothea auch hier eine Tüte voller leckerer Süßigkeiten von den beiden. Und das Ganze mit einer charmanten Entschuldigung, da sie am Abend zuvor eine etwas lautere Geburtstagsfeier gefeiert hatten. Aber ganz ehrlich, die laute Musik war keineswegs störend. Im Gegenteil, sie hatten einen richtig guten Musikgeschmack!
Ja, das Leben auf dem Boot ist ein Traum – aber es ist auch ein Leben mit vielen Herausforderungen und Reparaturen. Doch trotz all der Unannehmlichkeiten und Herausforderungen sind es genau diese Erlebnisse, die uns als Familie zusammenschweißen und uns daran erinnern, dass es nicht nur ums Segeln geht, sondern um das Leben selbst.
Und während wir uns weiterhin durch unsere Reparaturliste arbeiten (die Gangway ist uns in Almerimar kaputt gegangen ), wissen wir eines: Wir segeln weiter. Mit einem Lächeln, einem Plan B und einer ganzen Menge Humor.