Manchmal gibt es Momente, die man nie vergisst – wie die fünf Tage, die wir mit unserem Segelboot von Gibraltar nach Lanzarote auf dem Atlantik verbracht haben. Mit einer tollen Crew an Bord – Johann und Leif – hatten wir das perfekte Team für diese Überfahrt. Segelerfahren, immer gut drauf und dazu noch super unterhaltsam. Mit den beiden wurde es nie langweilig, und die Stimmung an Bord war die ganze Zeit entspannt und fröhlich. Ein großes Dankeschön an euch, ihr wart wirklich eine Bereicherung!

Die ersten Tage der Überfahrt waren ein wahres Abenteuer. Frisch gestartet, segelten wir aus Gibraltar hinaus und sofort fühlte sich alles richtig an. Der Wind wehte, der erste Fisch an der Angel und die Vorfreude auf die kommenden Tage war riesig. Was uns jedoch bevorstand, wussten wir noch nicht so genau: Kein Autopilot, keine Navigationshilfe. Wir mussten uns selbst auf den Atlantik einstellen.
Es war der erste Tag des Ausfalls – eine harte Umstellung für uns alle. Das Ruder durfte keine Sekunde aus den Händen gelassen werden, und jeder von uns hatte alle Hände voll zu tun. Aber auch wenn es anstrengend war, merkten wir schnell, dass der Atlantik uns zusammenwachsen ließ. Jeder Schichtwechsel brachte ein Stück mehr Routine, und die Stimmung blieb trotz der Herausforderung stets entspannt und gut.


Am zweiten Tag ging es mir nicht so gut. Seekrankheit machte sich bemerkbar – und ich hatte es schon befürchtet! Die Wettervorhersage hatte uns angekündigt, dass die Wellen am zweiten Tag von vorne kommen würden, und wir wussten, dass mein Körper da nicht immer mitspielt. Jakob wurde an diesem Tag alles abverlangt. Als Kapitän hatte er die Verantwortung für die ganze Crew, musste kochen, die Kinder unterhalten, Logbuch schreiben und gleichzeitig alles daran setzen, den Autopiloten wieder zum Laufen zu bringen. Am Abend war er fix und fertig, mit den Nerven am Ende. Mir ging es langsam wieder besser (nachdem mein Magen mehr als leer war), sodass ich wenigstens die Kinder ins Bett bringen konnte.

Die Mädels waren die ganze Zeit der Überfahrt bestens beschäftigt – mal mit Spielen, mal mit blödeln oder mit dem Unterstützen des Bordalltags. Selbst in die Trickkiste mit den geheimen Spielsachen mussten wir nicht greifen. An dieser Stelle ein großes Lob an Johann und Leif, die uns so wunderbar unterstützt haben!
Am dritten Tag war ich wieder fit und konnte meine Schichten mit voller Energie übernehmen. Außerdem war eine tolle Nachricht am vierten Tag in der Luft: Jakob hatte den Autopiloten repariert! Die Erleichterung war riesig – vor allem für die Nachtschichten. Plötzlich war der „luxuriöse“ Zustand, einfach mal nichts zu tun zu haben, fast schon ungewohnt. 

Und dann waren da noch die unvergesslichen Erlebnisse: Jeden Abend konnten wir einen spektakulären Sonnenuntergang genießen, und das Angeln war ein echtes Highlight. Der Atlantik bescherte uns insgesamt 12 Fische – darunter Mahi Mahi und Thunfische. 8 von ihnen landeten auf unseren Tellern oder in der Tiefkühltruhe. Zwei gingen uns leider verloren, aber der Atlantik hat auch seine eigenen Regeln, oder?
Ein weiterer magischer Moment war, als eine kleine Familie von Finnwalen direkt an unserem Boot vorbeizog. Anfangs dachten wir, es seien Delfine, doch dann merkten wir, dass es sich um etwas viel Größeres handelte. Ein atemberaubender Anblick, der uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Am dritten Tag gesellte sich noch ein siebtes Schiffsmitglied zu uns aufs Boot. Ein kleiner Vogel blieb 1,5 Tage bei uns. Er schien eine kleine Pause benötigt zu haben. Die Mädels hatten die größte Freude mit ihm. Sie tauften ihn „Goldfuß“. 🙂

An den ersten zwei Tagen dachten wir, wir sind mit zwei-drei anderen Booten fast die einzigen auf dem Atlantik und auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln. Das Großbild (Vesselfinder) lehrte uns des besseren. Es waren so viele andere Segler unterwegs, dass man denken könnte, wir nehmen an einer riesigen Regatta teil. Und je näher wir den Kanarischen Inseln kamen desto wärmer wurde es und wir konnten unseren Pullover und Jacke wieder verstauen.

Nach fünf Tagen auf dem Atlantik war der Moment gekommen: Wir sahen Lanzarote zum ersten Mal am Horizont. Ein unglaublich schönes Gefühl, diese lange Etappe gemeinsam mit den Mädels so entspannt gemeistert zu haben. Der Anker fiel im Süden der Insel, in der Papagayo Bucht.

Diese Reise war für uns mehr als nur eine Überfahrt – es war ein Abenteuer, das uns als Familie noch enger zusammengeschweißt hat. Wir haben nicht nur einen Teil des Atlantiks bezwungen, sondern auch die kleinen Herausforderungen gemeistert, die solche Reisen mit sich bringen. Ein riesiges Dankeschön an Johann und Leif, die uns mit ihrer Unterstützung und guter Laune durch die Fahrt getragen haben. Wir hoffen sehr, euch bald wieder an Bord zu haben!