Unsere Segel-Etappe von Estepona nach Gibraltar war von Anfang an aufregend. Schon der Start war besonders: Wir segelten mit viel Nebel um uns herum, das Meer war ruhig, aber mysteriös, und plötzlich zeichnete sich eine gigantische Silhouette ab – „The Rock“ von Gibraltar! Was für ein unbeschreibliches Gefühl, diesen Meilenstein unserer Reise endlich vor Augen zu haben.
Während der Fahrt hatten wir zudem einen riesigen Fisch an der Angel. Er war so groß und stark, dass er mit solcher Kraft zog, dass sich Jakob die Angel in den Schritt rammte. Doch das traurige Ende der Geschichte: Der Fisch schaffte es auch noch, sich zu befreien und entkam. 😈
Kaum hatten wir Gibraltar erreicht, wurden wir von einer Armada riesiger Containerschiffe empfangen. Die Dimensionen dieser Schiffe sind beeindruckend, und zu sehen, wie sie entladen und beladen werden, war faszinierend. Doch das war nicht alles – zu unserer großen Freude wurden wir zusätzlich von einer Delfinschule begleitet! Was für ein magischer Moment, diese wunderschönen Tiere abermals um unser Boot herumspringen zu sehen.
Unser erster Stopp war in der Bucht von Algeciras, auf der gegenüberliegenden Seite von Gibraltar. Hier genossen wir die Ruhe und beobachteten das geschäftige Treiben auf dem Wasser.
Natürlich musste unser Unterwasserschiff gereinigt werden, also wagte ich mich bei 17 °C Wassertemperatur ins Meer. Der Kälteschock war größer als erwartet, und es dauerte Stunden, bis ich mich wieder aufgewärmt hatte. Am nächsten Tag stellte Jakob eine neue Regel auf: Maximal sieben Minuten unter Wasser! Und siehe da – es funktionierte! Ludowika und Dorothea zeigten sich übrigens unbeeindruckt von der Wassertemperatur und sprangen mit Begeisterung in ihren Neoprenanzügen ins Meer.
Nach drei Tagen vor Anker wechselten wir in den Hafen von La Línea de la Concepción, wo wir 2,5 Wochen verbrachten, um auf das perfekte Wetterfenster für unsere Überquerung zu den Kanaren zu warten. Während dieser Zeit unternahmen wir spannende Ausflüge:
- Mit der Gondel auf „The Rock“ zu den berühmten Affen
- Besuch einer farbenprächtigen Tropfsteinhöhle
- Eine Fahrt im roten Doppeldeckerbus
- Ein einzigartiges Erlebnis: Wir überquerten die Start- und Landebahn des Flughafens von Gibraltar zu Fuß!
Ursprünglich hatten wir eine Crew für die Atlantiküberquerung, doch sie sagte kurzfristig ab. Also starteten wir einen Aufruf in den sozialen Medien – und wurden in kürzester Zeit zu einem Personalbüro! Innerhalb von drei Tagen erhielten wir über 30 Anfragen. Nach vielen Telefonaten und Videogesprächen stellten wir unsere Crew zusammen. Dabei mussten wir schweren Herzens auch wunderbaren Menschen absagen.
Durch Zufall fanden wir zusätzlich noch zwei großartige Jungs, Johann und Leif, die uns von Gibraltar auf die Kanaren begleiten wollten. Eine Woche vor Abfahrt zogen sie zu uns aufs Boot.
Während wir auf das richtige Wetter warteten, gab es einiges zu tun: Winschen warten, die Gangway reparieren, den Wassertank reinigen, den Wassermacher vorbereiten, Kiwi-Grip fertigstellen, den Kühlschrank säubern und natürlich viel proviantieren.
Da die Herbstferien vorbei waren, stand auch täglich die Schule auf dem Programm. Da kommt man auch auf dem Boot nicht drum herum. 😉
Ein besonderes Highlight war der (“legendäre”) Einbau unserer neuen 3-kg-Waschmaschine. Ein vermeintliches 1-2-Stunden-Projekt entwickelte sich zu einer vier Tage langen Odyssee: Spezialschrauben mussten her, die Schiffswände waren nicht gerade, die längsten Schrauben reichten nicht aus – also mussten wir improvisieren. Am Ende war nicht nur die Waschmaschine eingebaut, sondern auch ein Schraubenschlüssel so fest integriert, dass alles nochmal auseinandergebaut werden musste. 😁 Aber hej, nach vielen „halben Stunden“ (Insider!) lief das gute Stück endlich! Ein Hoch auf unsere fleißigen Helfer! 😂
In diesen 2,5 Wochen lernten wir unglaublich viele hilfsbereite Menschen aus aller Welt kennen. Die Seglergemeinschaft ist einzigartig – Nationalität und Sprache spielen keine Rolle, alle helfen einander.
Dann war es endlich soweit: Am 4. November 2024 öffnete sich unser Wetterfenster. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hieß es „Leinen los!“. Freunde winkten uns zum Abschied, einige wussten wir auf den Kanaren wiederzusehen (SV Aquilon <3).
Ein weiteres großes Abenteuer wartete auf uns – die Überquerung des Atlantiks in Richtung Lanzarote!