Am 05.10. ging es mit zwei funktionierenden Toiletten an Bord endlich weiter. Um meinen Cousin in Malaga pünktlich zu seinem Flug absetzen zu können, mussten wir an diesem Tag etwas Strecke machen. Leider hat der Wind es erneut nicht gut mit uns gemeint und wir mussten auch dieses Mal Motoren. Eine dichte Nebelwand erwischte uns kurz vor Malaga. Wir konnten gerade einmal etwa 50 Meter weit sehen. Das machte es enorm anstrengend und wir konnten nur hoffen, dass alle Boote um uns herum AIS sendeten, um nicht mit einem von ihnen da draußen zu kollidieren.
Malaga hat für Segelboote eine sehr schlechte Infrastruktur. Im Hafen dürfen nur große Boote (Luxus Yachten) anlegen und in der Bucht vor der Stadt ist der Schwell (Wellengang) sehr unangenehm. Alter Hafenbecken wo keiner richtig weiss ob es erlaubt ist dort zu ankern. Laut den Berichten anderer Segler patrouilliert hier ab und an die Küstenwache und schickt die Segler ohne Mitleid fort. Um jedoch zumindest eine Nacht hier bleiben zu können, haben wir einen Versuch gewagt und unser AIS ausgeschaltet, damit die Patrouille uns erst gar nicht auf dem Schirm hat. Als es dunkel war, gesellte sich noch ein zweiter Katamaran zu uns. Ein Ehepaar aus Australien. 🙂
Da wir uns hier nicht willkommen fühlten als Segler, entschlossen wir uns nur eine Nacht hier zu bleiben. Mit meinem Cousin machten wir Abends noch einen kleinen Abstecher in die Stadt, verabschiedeten ihn dort und segelten am nächsten Morgen weiter nach Fuengirola. (Malaga wird von uns eben ein anderes mal vom Land aus besucht. Soll ja eine wundervolle Stadt sein. 🙂 )
Nach einer kurzen und entspannten Etappe erreichten wir am nächsten Tag Fuengirola. Das perfekte Kinderparadies, wurde uns von einem anderen Segler gesagt. 😉
Der Hafen hier ist viel gemütlicher und weniger chaotisch als in Málaga, und die entspannte Atmosphäre lässt den Alltag schnell vergessen. Vor allem nach dem telefonischen Kampf, überhaupt einen Hafenplatz in dieser Gegend zu bekommen.
Das “Kinderparadies” Fuengirola. Diese Aussage können wir definitiv unterstreichen. Denn gleich am Hafen fanden wir einen Mini-Vergnügungspark, der keine Wünsche offen ließ. Karussells, Bungee-Trampoline, und noch viel mehr – unsere Mädels waren total begeistert. Und wer hätte es gedacht? Es blieb nicht bei einem Besuch. Wir haben uns förmlich in diesen kleinen Park verliebt und haben dort einige unvergessliche Stunden verbracht. 😃
Doch der wahre Zufallsmoment: Wir hatten Fuengirola genau zur besten Zeit des Jahres besucht, während der Feria de Fuengirola, die vom 6. bis 12. Oktober gefeiert wird. Diese Feria ist nicht nur irgendein Fest, sondern ein echtes Highlight der andalusischen Kultur und eines der wichtigsten Feste in der Region. Gefeiert wird zu Ehren der Virgen del Rosario, der Schutzheiligen von Fuengirola. Das bedeutete für uns: traditionelle Musik, lebendige Farben und jede Menge Flamenco. Eine perfekte Mischung für unseren Aufenthalt in Andalusien.
Die Straßen waren voller prachtvoll gekleideter Frauen in fließenden Kleidern, und überall sah man festlich geschmückte Kutschen und stolze Pferde. In dieser feierlichen Atmosphäre konnte man förmlich spüren, wie die Kultur Andalusiens lebendig wurde. Vom Morgen bis zum späten Abend war die Stimmung bombastisch! Ein unvergessliches Erlebnis, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Vor allem für Ludowika und ihren “Ritt auf einem Stier”. 😉
Abgesehen von all diesen tollen Eindrücken und Erlebnissen war natürlich unser Boot auch wieder ein Thema.
Um unseren Stauraum, vor allem in der “Werkstatt”, zu optimieren, besorgten wir noch verschiedenste Größen an Boxen. So konnte Jakob nun endlich auch in diese Koje Ordnung und Übersicht bringen! 😃
Ich widmete mich dem Flicken unseres Biminis dem das Alter langsam anzusehen ist und die Nähte leider langsam nachgeben. Keine leichte Sache bei so einem dicken und festen Stoff. 🙁
Doch ein Abenteuer ganz anderer Art wartete noch auf uns. Wir entdeckten eine Ecke unseres Bootes, die wir bisher eher wenig beachtet hatten: die versteckte hintere Ecke unter unserem Bett, die als Stauraum dient. Ich wollte zufällig ein paar Sachen herausnehmen, als ich plötzlich die feuchte Außenwand bemerkte. Neugierig öffnete ich die kleine, fix angebrachte Öffnung und – Überraschung! Massig viel Wasser strömte heraus. Es schien kein Ende zu nehmen!
Es fiel uns schnell auf, dass dieses Wasser schon länger gestanden haben musste. Die Farbe war tiefbraun, und wir tippen auf ein früheres Leck in einer Leitung. Zum Glück war es Süßwasser und kein Salzwasser – das war unser erster Test! Und obwohl der Schock anfangs ziemlich groß war, war die Anspannung dann doch nur halb so wild.
Alles in allem war Fuengirola für uns ein Ort voller Überraschungen, von denen jede ihre eigene Geschichte zu erzählen hat. Von fröhlichen Kindergesichtern und bunten Festen bis hin zu unerwarteten Entdeckungen im Boot und unserer neuen Lieblings-Frucht: Cherimoya. 😉